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Zielsetzungen
1.
Förderung der motorischen / ganzheitlichen
Entwicklung von Kindern
Wir stellen heute große Defizite bei den
motorischen Fähigkeiten von Kindern und
Jugendlichen fest. Insofern gilt es Spielräume
zu entwickeln, die ein großes
Herausforderungspotential bieten, bei Kindern
Lust auf Bewegung erzeugen. Dazu sind adäquate
Anreize erforderlich, die dem jeweiligen
motorischen Vermögen / Potential des Kindes
gerecht werden, das den Spielplatz besucht. So
erfolgt weder eine Unter-, noch eine
Überforderung, die Langeweile oder Frust und
damit eine Nichtannahme des Spielplatzes zur
Folge hätte.
Ein naturnaher Raum bietet durch seine
Unterschiedlichkeit und Veränderbarkeit
besonders viele Anreize. Dazu das Beispiel eines
Hügels:
- Den
Hügel im Spielgelände kann ich von
verschiedenen Seiten her erklimmen, er
bietet dabei jeweils unterschiedliche
Herausforderungen. Das Kind entscheidet
sich für genau die
Aufstiegsmöglichkeit, die es nach
eigener Einschätzung spannend und als
gerade noch leistbar einstuft. Das Kind
schätzt das in der Regel richtig ein und
wird durch das Erfolgserlebnis belohnt,
den „Berg“ auf seine Art und Weise
gemeistert zu haben. Das Erfolgserlebnis
resultiert damit aus der Lösung der
selbst gestellten Aufgabe und nicht aus
der Konkurrenz zu anderen – nicht aus
der Tatsache, dass man „besser“ ist
als andere. Ein Vergleich der jeweiligen
Leistung ist auch kaum möglich.
Herausforderungen
entstehen auch dann, wenn Dinge noch unbekannt
bzw. noch „unerforscht“ sind. Das macht
neugierig. Spielgeräte arbeiten jedoch in der
Regel mit Standards - das gilt sowohl für die
verwendeten Materialien, das
Herausforderungsprofil, die möglichen
Spielabläufe, etc.
Eine naturnahe Spiellandschaft, die mit
ortstypischen Materialien gestaltet ist, bietet
hier andere Voraussetzungen. Jeder Hügel ist
anders, jeder Findling ist anders. Das gilt nicht
nur für die äußere Form und die
Materialbeschaffenheit, sondern auch für
Augenblick der Nutzung: z. B. ob der Findling,
trocken, nass, sandig, vereist, heiß oder kalt
ist. Dieses hat zur Folge, dass auch der bereits
bekannte Spielraum immer wieder neu erlebt werden
kann. Die Veränderbarkeit zeigt sich aber auch
bei der Verwitterung von Gestaltungselementen.
Ein Beispiel dafür ist der mit Rinde eingebaute
Hartholzkletterstamm, der im Laufe der Jahre
diese – mit tatkräftiger Unterstützung der
Kinder – verliert. Ein anderes Beispiel für
das Veränderungspotential ist das Spielen in
Bäumen und Sträuchern. Durch das Klettern
erfolgt, je nach Belastung, eine Biegung der
Äste – dieses müssen die Kinder bei ihrem
Spiel entsprechend berücksichtigen und ggf.
durch geschickte Körperkoordination ausgleichen.
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Diese immer
wieder neuen Herausforderungen, die abhängig
sind von verschiedenen Faktoren sowie dem jeweils
agierenden Kind, bieten einen großen Reiz. Sie
schulen zudem das Kind in Bezug auf die
Aufmerksamkeit und Achtsamkeit – mit dem
Ergebnis, dass auf einem naturnahen Spielplatz
weniger Unfälle zu verzeichnen sind. |
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2.
Atmosphäre, Spiellandschaft, Kreativität und
Sinneserfahrungen
So wie die motorischen Herausforderungen das
Kind zur Bewegung motivieren, so lädt auch eine
ansprechende Atmosphäre zum Spiel ein. Wenn die
Gestaltung stimmig ist, kindgerechte
Proportionen, ansprechende Raumordnung,
abwechslungsreiche Topographie, etc. gegeben sind
– sprich - sich das Kind im Raum wohl und
geborgen fühlt, wird es zu ausdauerndem
kreativen Spiel finden. Dieses selbst initiierte
und selbst bestimmte Tun soll durch die
Raumgestaltung gefördert werden – und nicht
der Spielkonsum an Standardgerätekombinationen.
Spielgeräte bieten dann eine Bereicherung, wenn
sie in eine naturnahe Landschaft eingebunden sind
und ein zusätzliches Angebot darstellen, ohne
das Kind zu dominieren.
In einer zunehmend geradlinig und manchmal
geradezu „steril“ gestalteten Umgebung (in
der man auf dem Gehweg kaum noch ein Stöckchen
findet) kommt der Sinneserfahrung auf dem
Spielgelände besondere Bedeutung zu. Lose Spiel-
und Gestaltungsmaterialien wie z. B. Stöcke,
Zweige oder Steine bieten Möglichkeit zur
Entfaltung vieler Spielideen und sollten insofern
nicht fehlen. Erlebnisse für die Sinne erfolgen
durch die Materialvielfalt, die verschiedenen
Gestaltungsformen oder die unterschiedlichen
verwendeten Pflanzen in den Jahreszeiten. Neben
Kletterbäumen, die auch schmackhafte oder
interessante Früchte bieten oder Sträuchern,
die attraktive Blüten und Gerüche aufweisen,
haben auch Wildpflanzen wie z. B. die Brennnessel
als Erfahrungspflanze durchaus ihre Bedeutung.
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3.
Umweltbildung
Bei Kindern und Jugendlichen lässt sich ein
zunehmender Mangel an Naturerfahrung beobachten.
Insofern ist es wichtig, der Zielgruppe die
Themen Umwelt und Natur in Form lebendiger
Projekte nahe zu bringen. Dieses ist im Rahmen
der Planentwicklung sowie in der gemeinsamen
Umsetzung von Spielraumprojekten möglich -
spielerisch und nachvollziehbar können diese
Aspekte vermittelt werden. Durch das Spielen und
den Aufenthalt in einem naturnah gestalteten
Gelände lernen die jungen Menschen |
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ökologische
Zusammenhänge verstehen, erfahren hautnah,
welche positiven Auswirkungen Natur auf ihr
Leben, auf ihr Wohlbefinden hat. Es wird ihnen
bewusst, dass die Natur gefährdet ist und
geschützt werden muss.
4.
Wertschätzung von Ressourcen
Aufgewachsen in einer Lebenswelt, die von
Konsum, steter Verfügbarkeit und der Sucht nach
ständig neuen Highlights gezeichnet ist, ist es
wichtig, Kindern frühzeitig das Haushalten, den
verantwortungsvollen Umgang mit, bzw. das
Wertschätzen der vorhandenen Ressourcen zu
vermitteln.
Die Gestaltung naturnaher Spielräume setzt
zunächst auf den Erhalt des Vorhandenen. Darauf
aufbauend erfolgt die Gestaltung von naturnahen
Landschaften, unter Verwendung vor Ort
vorhandener Materialien (z. T. Rest- oder
Abfallmaterial), - und das alles in einfacher
Bauweise. Diese Verfahrensweise ermöglicht nicht
nur kostengünstige Lösungen, sondern bietet
auch die Möglichkeit einer umfangreichen
Bürgerbeteiligung.
5.
Plattform für ehrenamtliche Engagierte
Ehrenamtliches Engagement braucht
interessante Projekte, in die man sich als Laie
einbringen kann, und professionelle Begleitung.
Diese Voraussetzungen bieten die Naturnahen
Spielraumprojekte. In der gemeinsamen Arbeit
begegnen sich klein und groß in intensiver
Weise, das gemeinsame freudvolle Schaffen hilft
Spannungen oder Vorurteile abbauen. Pro Projekt
werden im Durchschnitt ca. 1.100 ehrenamtliche
Stunden durch Bürger geleistet. Dieses schafft
nicht nur eine Identifikation, sondern auch eine
Verantwortlichkeit in Bezug auf das Geschaffene
selbst – mit dem Effekt, dass der Vandalismus
bei diesen Spielräumen geringer ist als
üblicherweise.
6.
Nachhaltige Projekte
Der Begriff Nachhaltigkeit ist in seiner
Komplexität schon für Erwachsene schwer zu
begreifen. Im Rahmen eines Naturnahen
Spielraumprojektes lernen die Kinder (sowie die
beteiligten Erwachsenen) auf spielerische Art und
Weise diesen ganzheitlichen Ansatz mit seinen
ökologischen, sozialen und ökonomischen
Komponenten kennen. Dadurch, dass Kinder bereits
in jungen Jahren mit der Thematik konfrontiert
werden, besteht die Hoffnung, dass sie sich als
Erwachsene eine nachhaltige Lebensweise zueigen
machen.
Auszeichnungen:
- Deutscher Spielraumpreis Juni 1996 - Auslober
Deutsches Kinderhilfswerk
- Landeswettbewerb Rheinland-Pfalz „Gärten
für Kinder“ Preisträger Kita Hütschenhausen
- und
Kita Thaleischweiler 1996 |
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- Verdienstorden des Landes
Rheinland-Pfalz für Norbert Schäfer, November
2004
- 2nd prize „Right to Play Award“ für
Schulhofaußengelände Albert-Schweitzer-Schule
- Altrip
- Int. Play Association World Conference 2005
- Umweltpreis 2008 des Landes Rheinland-Pfalz
- offizielles Dekade-Projekt der UN-Dekade
"Bildung für nachhaltige Entwicklung"
- 2009/2010
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