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Herr Fink |
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Frau Berger, Sie
beschäftigen sich mit Ihrem
Ingenieurbüro STADT+NATUR mit der
Planung und Gestaltung von naturnahen und
kindgerechten Spielräumen. Was genau
versteht man darunter? |
Fr. Berger |
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Naturnahe und kindgerechte
Spielräume sind Außenräume, die zum
einen in Größe und Gestaltung den
kindlichen Bedürfnissen entsprechen,
d.h. dort gibt es kleine Nischen, Ecken,
ebenso wie Hügel und Mulden. Zum anderen
bieten Sie vielfältige Sinnesreize und
Möglichkeiten, durch welche Kinder die
Naturelemente erleben können und wo sie
die Natur im wahrsten Sinne begreifen
können. |
Herr Fink |
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Können Sie uns hierzu
einige Beispiele nennen? |
Fr. Berger |
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Ja, als Vorbild dient uns
die Natur und die Art und Weise wie sich
Kinder in ihr bewegen. Beobachtet man ihr
Spiel, so entdeckt man in dichten
Heckenbereichen hineingespielte Wege und
Spielräume. Man findet Sandbereiche, die
durch die Einbeziehung von Wasser und
anderen Naturmaterialien auch bei
älteren Kindern wieder attraktiv werden.
Auch ein alter Baum ist als Spielort von
einigem Wert; so kann man dort vielleicht
ein Baumhaus hineinbauen, eine Schaukel
hineinhängen, Klang- und Lichtobjekte
darin aufhängen oder ganz einfach
hineinklettern und sich zwischen dem Laub
verstecken. |
Herr Fink |
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Welche Möglichkeiten
gibt es, kindgerechte Räume in einem
privaten Garten zugestalten? |
Fr. Berger |
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Da gibt es die Möglichkeit,
dichte Heckenbereiche aus robusten,
heimischen Sträuchern und Bäumen
anzulegen, wie zum Beispiel Hainbuche,
Haselstrauch, Holunder und Hartriegel.
Stark duftende Pflanzen wären z.B. der
Bauernjasmin, Gewürzstrauch, Lavendel.
Der Schmetterlingsstrauch hat die
Besonderheit, daß er in seiner
Blütezeit im Sommer Hunderte von
Schmetterlingen anzieht. Eine weitere
Möglichkeit, Rückzugsräume zu
schaffen, ist der Bau eines Weidenhauses,
wie hier demonstriert wird. Ein solches
Weidenhaus ist sehr einfach und
kostengünstig zu errichten; da die
verwendeten Weiden im Herbst und Winter
meist unentgeltlich zu bekommen sind. Zum
Bau eines solchen Weidenhauses hebt man
einen 50 cm tiefen Graben aus, stellt
dickere, unbewurzelte Weidenstangen
senkrecht hinein und verbindet sie oben
mit einem Seil. Anschließend wird der
ausgehobene Graben verfüllt und das
Erdreich wieder verdichtet. Danach
beginnt man mit dem Verflechten der ca. 1
cm starken Weidenruten. Man kann entweder
nur eine geringe Höhe verflechten, so
daß noch Sichtkontakt nach außen
möglich ist, oder man schließt das Haus
nach oben hin ab, so daß sich eine
behagliche Höhle bildet. Das Verflechten
dient neben dem Sichtschutz auch der
Stabilität. |
Herr Fink |
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In welcher Jahreszeit
kann man ein solches Weidenhaus
errichten? |
Fr. Berger |
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Hierzu eignet sich
ausschließlich die Zeit von Oktober bis
März, in welcher man auch das
Weidenmaterial aus der freien Natur
beispielsweise über Angelsportvereine
oder von der Gewässerunterhaltung
bekommt. Im darauffolgenden Frühjahr
treiben die dicken Stämme aus und bilden
so ein lebendes Haus. |
Herr Fink |
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Gibt es noch weitere
Spielelemente für den kleineren Garten? |
Fr. Berger |
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Ja, an erster Stelle wäre
hier natürlich ein Sandbereich,
möglichst mit Wasseranschluß (z.B. ein
Gartenschlauch) zu nennen; ein
Glockenspiel im Baum macht das
Naturelement Luft für Kinder erfahrbar,
eine Feuerstelle lehrt gleichzeitig den
Umgang mit Feuer und bietet Platz für
ein kleines Grillfeuer. Eine weitere
Möglichkeit, Kindern Naturverständnis
zu vermitteln, ist der Bau eines Hoch-
oder Tischbeetes, in welchem sie
alleine gärtnern dürfen. Auch der
gemeinsame Bau einer Kräuterspirale kann
für Eltern und Kinder ein Erlebnis sein:
An einer Kräuterspirale gibt es viel zu
entdecken: Zu allererst das Wachsen und
Gedeihen der Gewürzpflanzen, aber auch
das vielfältige Tierleben in einem
solchen Steinhügel. Das Spektrum reicht
von Regenwürmern über verschiedene
Käfer bis hin zu Eidechsen. Auf der
Seite der Erwachsenen ist allerdings
etwas weniger Perfektionismus gefragt,
denn gerade das Unfertige, Unperfekte
fordert Kinder auf, selbst kreativ und
gestaltend tätig zu werden.Ein ganz
wichtiger Aspekt bei der Gestaltung eines
kindgerechten Gartens ist das gemeinsame
Schaffen von Kindern und Erwachsenen Die
Kinder werden ernst genommen, sind
gleichwertige Partner beim Bauen und
identifizieren sich mit dem Geschaffenen.
Das stärkt das Selbstbewußtsein. |
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